Die Arbeitswelt befindet sich derzeit in einem gewaltigen digitalen Transformationsprozess. Dieser wird durch die Corona-Pandemie noch beschleunigt. Neue Technologien wie Künstliche Intelligenz, Robotics, Big Data oder Augmented Reality verändern Arbeitsprozesse, -strukturen und die Art und Weise, wie, wann und wo wir arbeiten, grundlegend. Mitarbeiter treffen sich inzwischen hauptsächlich im virtuellen Raum. Sie agieren auch im Businessalltag vorwiegend digital und nutzen viele unterschiedliche Tools wie Mailprogramme, kollaborative Software oder Cloudsysteme, um untereinander, aber auch mit Stakeholdern Daten auszutauschen. Oftmals handeln sie dabei in Punkto Datensicherheit eher sorglos und unbedacht. Darüber hinaus fehlt es auch an Kompetenzen, die digitalen Medien und Tools routiniert zu bedienen. Deshalb stellt sich zunehmend die Frage, was Unternehmen und ihre Führungskräfte tun können, damit ihre Mitarbeiter mit einem der wichtigsten Future Skills ausgestattet werden: digitaler Souveränität.
Die digitale Souveränität spielt im Kontext der Privatsphäre eine große Rolle. Hier ist besonders die Europäische Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) zu nennen, die wesentliche Anforderungen an den Umgang mit Daten in Bezug auf europäische Einzelpersonen oder Unternehmen festlegt, wobei das Prinzip der Datensouveränität weltweit gilt. Durch das Eindringen in die digitalen Aktivitäten von Unternehmen werden deren individuellen Benutzerinformationen gesammelt und unter Umständen mit Gewinn verkauft. Durch den vermehrten Einsatz von Big Data, Künstlicher Intelligenz und Machine Learning wird die Sammlung von Daten und das daraus folgende Ableiten von Informationen über Nutzer und Unternehmen weiter zunehmen. Umso wichtiger wird es, die Mitarbeiter mit ausreichender Technik- und Medienkompetenz auszustatten, damit sie verantwortungsvoll mit sensiblen persönlichen und unternehmerischen Daten umgehen können.
Davor steht allerdings die Aufgabe, genau zu ermitteln, welche Fähigkeiten und Kompetenzen dem einzelnen Mitarbeiter fehlen, um digital souverän zu agieren. Während der Pandemie hat sich hier an vielen Stellen gezeigt, dass etliche Arbeitnehmer noch immer eine Herausforderung darin sehen, sich den neuen Technologien, die den Arbeitsalltag immer mehr bestimmen, überhaupt zu öffnen. Man könnte meinen, dass es sich dabei um einen klassischen Generationenkonflikt handelt und es nur ältere Mitarbeiter betreffen würde, doch auch die so genannten „digitalen Pioniere“ weisen hier durchaus Mängel auf. Viele sind zwar tagtäglich mit digitalen Technologien in Kontakt, doch reduziert sich dies nicht selten nur auf den Umgang mit den sozialen Medien. Es fehlt oft die Offenheit für andere Tools oder dass die Nutzer schlicht deren Potenzial nicht zu nutzen wissen. Digitale Souveränität existiert erst, wenn die eingesetzten Technologien beherrscht werden und man selbstorganisiert und kommunikationsstark im digitalen Raum auftreten kann.
Was können Führungskräfte dafür tun, dass ihre Mitarbeiter diese Kompetenz erlangen? Führungskräfte sind verantwortlich für die Rahmenbedingungen im Unternehmen, die das Erlangen der nötigen Fertigkeiten überhaupt erst ermöglichen. Hierzu gehört die Schaffung einer entsprechenden IT-Infrastruktur sowie das Etablieren von Tools, mit denen ein kollaboratives Arbeiten möglich wird. Insbesondere die moderne Arbeitswelt mit den Möglichkeiten des Remote Arbeitens erfordert besondere Aufmerksamkeit und Anpassungen in Bezug auf Infrastruktur, Datensicherheit und Erfüllung der Rahmenbedingungen. Entscheidend ist, dass die Führungskräfte über eine fundierte Medienkompetenz verfügen und ihre digitalen Werkzeuge gut einsetzen können. Lebenslanges Lernen ist dahingehend für alle Beteiligten im Unternehmen ein Muss – und somit auch das digitale Lernen und die digitale Literalität. Ebenso wird das kollaborative Arbeiten die Zukunft des Arbeitens weiter prägen. Führungskräfte müssen demnach dafür sorgen, dass im Unternehmen ein Mindset der digitalen Bildung, Offenheit, Transformation und Flexibilität existiert und gelebt wird. Kurzum: Sie verantworten das Change Making im Unternehmen und sollten sich als digitale Vorreiter etablieren. Zugleich ist es ihre Aufgabe, die Mitarbeiter von Betroffenen zu Beteiligten zu machen, so dass diese den Change mittragen. Dazu mehr in unserem nächsten Future-Skill-Beitrag.