Im Kampf um Fachkräfte müssen Unternehmen mittlerweile mehr bieten als nur einen sicheren 40-Stunden-Vollzeitjob. Ein gelungener Ausgleich zwischen Job und Freizeit soll es sein. Aber wie sieht der ideale Ausgleich aus? Ist es wirklich die 25-Stunden-Woche bei Vollzeit-Bezahlung, wie in einer IT-Firma in Bielefeld? Oder doch eher die Flexibilität auch mal Zuhause arbeiten zu können?
Jeder
ist anders und jeder arbeitet anders. Deshalb gibt es nicht das eine
Arbeitszeitmodell, das für alle Arbeitnehmer funktioniert.
Wichtig
ist natürlich, dass die Arbeit, die gemacht werden muss, auch erledigt
wird. Da kann es Betriebe geben, die haben kein Problem damit, dass ihre
Mitarbeiter nicht jeden Tag in der Firma sind, sondern überwiegend von
Zuhause arbeiten. Das geht aber nicht, wenn die Mitarbeiter Maschinen
bedienen oder für Kunden da sein müssen. Doch sogar bei Metall- und
Elektrobetrieben gibt es ab 2019 bundesweit das Modell der verkürzten
Vollzeit. Die IG Metall hat durchgesetzt, dass Arbeitnehmer mit Kindern
oder zu pflegenden Angehörigen ihre Arbeitszeit 6 bis 24 Monate lang auf
bis zu 28 Stunden in der Woche reduzieren können. Wer möchte kann
danach wieder Vollzeit arbeiten oder einen neuen Antrag auf verkürzte
Vollzeit stellen.
Teilzeit zu arbeiten ist natürlich auch eine Möglichkeit. Allerdings hat diese Beschäftigungsform noch immer einen schlechten Ruf. Das Teilzeit-Modell ist geprägt vom Bild der berufstätigen Mutter, die dauernd ausfällt, weil ihr Kind krank ist. Die Vollzeit-Kollegen sind genervt, weil sie die Arbeit der Teilzeit-Kräfte mit erledigen müssen. Dabei gibt es Studien, die belegen, dass Teilzeitkräfte genauso effizient arbeiten, wie Vollzeitkräfte. („Motiviert, effizient, in Teilzeit“ Institut Personal & Organisation der FH Wien) Das hören die Vollzeit-Kollegen natürlich nicht so gerne. Wenn die Effizienz die gleiche ist, müsste es dann nicht auch das gleiche Geld geben? Noch hat ein Mitarbeiter in Teilzeit zwar den Freizeit-Vorteil, aber mit Blick auf die Rente einen finanziellen Nachteil. Er zahlt einfach nicht so viel ein, wie der Vollzeit-Kollege.
Wahlarbeitszeit,
so heißt ein neues Teilzeit-Modell. Hier wird ganz individuell
geschaut, wieviel Stunden möchte der Mitarbeiter arbeiten. Das wird dann
festgelegt für einen bestimmten Zeitraum. Die Stundenzahl kann aber
immer wieder angepasst werden. Das Baukastenmodell aus der Baubranche
wäre vielleicht auch interessant für den ein oder anderen produzierenden
Betrieb. Dabei arbeiten die Mitarbeiter mehr, wenn es mehr Aufträge
gibt oder weniger, wenn mal eine Flaute ist.
Wer bei gleichem Geld
mehr Freizeit haben möchte, der muss auf einen flexiblen Arbeitgeber
hoffen. 40 Wochenstunden müssen ja nicht unbedingt in einer festen
Präsenzzeit abgeleistet werden. Vielleicht ist es ja auch möglich
nachmittags dem Hobby nachzugehen, die Kinder abzuholen, den Hund
auszuführen und sich danach nochmal Zuhause hinzusetzen und zu arbeiten.
Wer
die Fachkräfte für sich gewinnen möchte, der muss etwas bieten. Dabei
stehen flexible Arbeitszeiten bei vielen Arbeitnehmern ganz oben auf der
Liste.
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